Spezialketten
Galvanischer Korrosionsschutz
Für den praktischen Einsatz haben sich bei Rollen- und Flyerketten folgende galvanisch aufgebaute Schutzschichten bewährt:
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Zinküberzüge
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Kadmiumüberzüge
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Chromüberzüge
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Nickelüberzüge
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Kupferüberzüge
Zinküberzüge haben die weiteste Verbreitung gefunden, denn sie verbinden guten Korrosionsschutz mit geringem finanziellem Aufwand. Im Regelfall erfolgt nach dem galvanischen Behandlungsprozess, bei dem Zink oder Kadmium auf den Oberflächen in einem elektrolytischen Verfahren aufgebracht wurden, noch eine Chromatierungsbehandlung. Hierdurch erhöht sich nicht nur die Schutzwirkung des Zink- bzw. Kadmiumüberzuges sondern die Oberfläche erhält ein optisch attraktives Aussehen. Einzelheiten können der DIN 50941 und 50961 entnommen werden.
Das Kapitel "Galvanische Oberflächenbehandlung" sollte nicht abgeschlossen werden ohne das Thema der Wasserstoffversprödung zu erwähnen. Bekanntlich nehmen alle hochvergüteten Materialien begierig freien Wasserstoff (chem. Zeichen "H") aus der Atmosphäre auf. Dies führt zur Zerstörung des Molekularverbundes des Werkstoffes. Werden Kettenteile, die aus vergütetem, durchgehärtem Material hergestellt sind, freiem Wasserstoff (H) ausgesetzt, so erfahren sie die sogenannte "Wasserstoffversprödung". Freier Wasserstoff entsteht bei jeder galvanischen Behandlung (Elektrolyseprozeß). Grundsätzlich können alle Teile einer Kette wie Bolzen, Buchse, Rolle und Laschen aus vergütetem Material hergestellt werden. Sie alle sind prinzipiell "wasserstoffgefährdet':
In der Praxis jedoch liegt die größte Gefährdung bei den Kettenlaschen. Diese besondere Empfindlichkeit der Kettenlaschen beruht auf folgende Ursachen:
- Relativ geringe Wanddicke bei gleichzeitig großer Oberfläche. Dies ermöglicht intensives und rasches Eindringen des freien Wasserstoffes.
- Kettenlaschen haben im montierten Zustand innerhalb der Kette eine hohe Eigenspannung (Vorspannung) durch die Preßsitzverbindung mit den Kettenbolzen bzw. Kettenbuchsen.
- Im praktischen Einsatz erfahren sie weitere hohe Zugspannungen durch die Übertragung der eingeleiteten Zugkräfte.
Sprödbrüche bei Kettenlaschen, die durch den Einfluß von freiem Wasserstoff entstehen, treten in der Regel nicht im Bereich der Laschenköpfe auf, sondern verlaufen längs und quer durch die Kettenlasche in beliebiger Form. Sie treten aber nicht nur während des Betriebes durch die erwähnten Spannungen auf, sondern auch schon im nicht montierten Zustand.
Um eine Wasserstoffversprödung zu vermeiden sind besondere Maßnahmen - vor und nach dem galvanischen Prozess - erforderlich. Die Vergütung der Kettenlaschen muß auf einen moderaten Wert zurückgenommen werden und außerdem werden die behandelten Teile einem Warmbehandlungsverfahren unterworfen. Galvanisch behandelte Ketten besitzen eine um ca. 15-20% niedrigeren Bruchkraft. Sie weisen jedoch im Rahmen ihrer zulässigen Belastbarkeit die gleiche Betriebssicherheit bzw. Zuverlässigkeit auf.
Chemische Oberflächenbehandlung
Bei der chemischen Oberflächen behandlung handelt es sich um ein Verfahren wie wir es vom galvanischen Prozess her kennen. Die erforderliche Reduktion erfolgt hier jedoch durch zugesetzte Reduktionsmittel wie Natrium-Boronat oder Natrium-Hypophoshit. Eine Gefährdung durch freie Wasserstoffatome ist hier nicht gegeben. Üblicherweise wird dieses Verfahren eingesetzt wenn die Oberflächen vernickelt werden sollen. Eine Reduzierung der Bruchkraft ist hier nicht gegeben.
Mechanische Oberflächenbeschichtung
Bei diesem Verfahren werden die chemisch vorbehandelten Kettenteile in einer Trommel, die neben dem aufzuplattierenden Korrosionsschutzmaterial noch Füllstoffe enthält, behandelt. Es erfolgt unter mechanischem Druck eine Verbindung zwischen den Kettenteilen und dem aufzuplattierenden Material. Die Beschichtung kann in jeder Schichtdicke erzeugt werden. Eine Bruchkraftreduzierung ist hier nicht gegeben
Sonderbeschichtung- Tenifer®
Das Salzbadnitrocarburieren ist als Tenifer-Verfahren bekannt. Hierdurch wird nicht nur der Korrosionsschutz verbessert, sondern es erhöht beim Einsatz an Kettenbolzen und Hülsen auch die Verschleißfestigkeit. Die Behandlungstemperatur von ca. 6000 C bedingt jedoch, dass bereits warmbehandelte Kettenteile eine Reduktion von Härte und Festigkeit erfahren. Die Folge ist eine geringere zulässige Belastbarkeit der Kette
Die Geomet-Beschichtung
Die Geomet-Beschichtung von Rollenketten und Flyerketten gewährleistet einen hervorragenden Korrosionsschutz. Die aus Zink- und Aluminiumlamellen bestehende Schutzschicht bietet einen generell guten Oberflächenschutz. Dies wird durch den Salzsprühtest nach DIN 50021, ASTM 13-117 dokumentiert. Bei einer Schichtstärke von 10 f.l ist eine Schutzzeit von 500 Stunden erreicht worden.
Die Vorteile dieser Behandlung sind:
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Besondere Schutzwirkung bei salzhaitiger Athmoshpäre
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Selbstheilung bei Verletzung der Schutzschicht durch das Vermögen der "Selbstaufopferung" der Zinklamellen
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Barriere- Schutzwirkung durch die überlappenden Zink- und Aluminiumlamellen
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Erhöhte Schutzwirkung durch Passivierung
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Beständigkeit gegenüber Lösungsmitteln
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Keine Gefahr der Wasserstoffversprödung, da eine galvanische Behandlung entfällt
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Die Dacromet-Beschichtung ist daher besonders umweltfreundlich.
Standardrollenketten bzw. Flyerketten mit Kettenbolzen aus nichtrostendem Stahl
Haben Ketten längere Stillstandszeiten ohne ausreichenden Korrosionsschutz, z.B. bei Land- und Forstmaschinen, so kann der Einsatz von Kettenbolzen aus nichtrostendem Stahl sinnvoll sein. Sie verhindern das Festrosten der Kettengelenke.
Ketten mit Kunststoffgleitlagern
Auch Kunststoffgleitlager verhindern zuverlässig ein Festrosten der Kettengelenke bei langen Stillstandszeiten. Festzustellen ist, dass in beiden Fällen die zulässige Belastbarkeit geringer ist.
Flyerketten mit Kunststoffausstattung
Einige Gabelstaplerhersteller setzen spezielle Flyerketten mit Kunststoffanbauteilen ein. Diese Anbauteile dienen einerseits zum Schutz der empfindlichen Kolbenstange eines unter der Kette liegenden hydraulischen Hubzylinders, und zum anderen als Führung für Hydraulikschläuche. Diese Ketten werden zum Beispiel von von den Gabelstaplerherstellern Linde, Still, Jungheinrich und Toyota eingesetzt.